Nachhaltigkeit groß schreiben
Nun ist Elena Zydek allerdings nicht nur Klimaschutzmanagerin, sondern außerdem Inhaberin eines Bio-Bauernhofs. „Mein Mann und ich haben einen sehr alten landwirtschaftlichen Betrieb mit hohem Investitionsstau übernommen, den wir durch ökologische Milch- und Fleischvermarktung überhaupt erst einmal über Wasser halten müssen.“ Das heißt, es ist aktuell schwierig, Investitionen – seien sie für LED-Stallbeleuchtung oder gar die Dämmung des Bauernhauses – aus eigener Tasche zu tätigen. Aus Sicht einer Klimaschutzmanagerin ist das schwer zu ertragen: „Durch unseren Betrieb ist mir selbst deutlich geworden, dass es so einfach ist, immer mit dem Finger auf andere zu zeigen. Warum macht denn der oder die nichts oder die Landwirte in ihren Betrieben? Aber ich merke gerade, das Gewünschte umzusetzen, ist alles andere als einfach.“
Ganz oben auf der Agenda stand für das Ehepaar Zydek daher, die betrieblichen Abläufe besser zu koordinieren und effektiver zu gestalten, um dadurch Kosten und Energie zu sparen. Und für die Familie ist noch ein weiterer Punkt bedeutsam. „Was ganz groß bei uns geschrieben wird, ist der nachhaltige Konsum. Der ist für uns immens wichtig. Wir wollen wissen, wo die Produkte herkommen“, sagt Elena Zydek und erklärt weiter: „Das ist auch ein Grund, weshalb wir diesen landwirtschaftlichen Betrieb besitzen. Viele schimpfen über Landwirte: Überdüngung, ungerechter Milchpreis, schlechtes Fleisch. Genau das hat uns genervt und deswegen wollen wir das besser machen. Wir essen unheimlich gerne regionale und gute Produkte.“
Und jetzt haben wir die Chance, Gutes zu produzieren.
Dabei steht natürlich auch der Klimaschutz im Vordergrund. Gepflastert mit vielen Teilzielen soll ein nachhaltig ökologischer Weg vorangetrieben werden. „Ein erstes großes Ziel war eine neue Melkanlage. Damit einher gingen Überlegungen und erste Umsetzungen für ein neues energetisches Konzept für den Hof.“, klärt Elena Zydek auf. Strom sparen in landwirtschaftlichen Betrieben ist ein weites Feld und eben darum auch so ein wichtiges Thema. „Ein weiteres Ziel ist auf jeden Fall ein neues Dach und die Dämmung des Hauses. Auch ein hydraulischer Abgleich soll in naher Zukunft vorgenommen werden“, erklärt die Hofbesitzerin.
„Dadurch kommen mit großer Sicherheit erst einmal Kosten für Sanierungsmaßnahmen auf uns zu. Das ist sicher ein Umstand, der viele Verbraucher, ob es nun Landwirte oder Eigenheimbesitzer sind, zögern lässt. Die Möglichkeit ist ja da, dass der Energieberater uns auch auf Mängel an Ecken unseres Hofes hinweist, die wir gar nicht auf dem Zettel hatten. Diese Kosten müssen wir halt auch erst einmal erwirtschaften. Aber unter dem Strich werden die Ergebnisse und Verbesserungen ja zu energetischen und finanziellen Einsparungen führen.“
Jeder muss anpacken
Natürlich ist auch das Thema Wasser ein wichtiges auf dem Hof. Und eines, das im Bereich Energie leider viel zu häufig vergessen wird. Doch da befindet sich die kleine Gemeinde Hüsby in einer exponierten Position, in deren Rahmen der Dorfbrunnen die zentrale Rolle einnimmt. Der versorgt nämlich unter anderem den Betrieb mit dem nötigen Wasser. „Unser betrieblich genutztes Wasser wird über die Wassergemeinschaft Nedderwatt abgerechnet.“, freut sich die Hofbetreiberin. Doch gleichzeitig weist sie auf potentielle zukünftige Probleme hin: „Es wird sehr spannend, wie es mit der Wasserversorgung weitergeht. Die Grundwasserpegel werden deutlich zurückgehen. Im Alten Land (Südlich der Elbe in Hamburg und Niedersachsen, Anm. d. Verf.) haben die Landwirte immer häufiger Probleme, die Obstfelder zu bewässern. Das wird hier oben nicht anders werden. Ich bin mir sicher, auch hier wird das Wasser knapp werden.“
Zudem ist die steigende Wärme für die Landwirtschaft ein Graus, der aller Voraussicht nach für große Probleme sorgen wird. „Das Erschreckende ist doch, dass wir jedes Jahr hören, es war das heißeste Jahr aller Zeiten. Nur um zu merken, dass das nächste Jahr noch heißer wird. Für die Landwirtschaft bedeutet es meist nicht nur, dass die aktuelle Ernte einknickt, sondern die Grundlage für die nächste Ernte ist somit auch schon schlecht. Das Getreide hat viel schlechtere Wurzeln, weil der Boden noch so trocken vom Vorjahr ist. Auch die Tiere haben eine geringere Milchleistung, wenn es heiß ist. Und das zieht sich immer so weiter.“